Lesezeichen am Stück Nummer 3 Teil 2
Abschied und Ankunft
S. 24

Der Bauer, der die frische Milch vor den Häusern der besser Betuchten stellte, war auch schon der einzige, der Tami misstrauisch beäugte, als sie, unter einem Kopftuch gehüllt, die Gassen entlang eilte. Aber das lag auch nur daran, dass er der einzige war, den sie zu so früher Stunde antraf. Und zu ihrer großen Erleichterung wandte der seinen Blick schnell wieder von ihr ab.

Innerhalb der Klostermauern fühlte sie sich seit je her zwar sicher, aber auch beengt und eingesperrt. Nun, nur noch von der Stadtmauer umgeben, war die Empfindung von Freiheit nicht zu leugnen. Aber die Angst, aufgegriffen zu werden, war erdrückend. Jetzt, wo sie durch das Stadttor getreten war und jenseits der Mauer stand, war sich Tami endgültig sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ihr Blick schweifte über die fessellose Weite vor sich, über die vielen Feldern und Wiesen und vor allem dem wunderschönen Wald, der sich zu allen Seiten, bis zum Blau des Himmels erstreckte. „Die Wahl gegen das Kloster und gegen die schwarz-weiße Schwestertracht werde ich niemals bereuen“, sagte sie mit der Stimme, die nur in ihrem Kopf bestand hatte.

Mit tiefen Zügen atmete sie die kalte, klare Luft ein, warf ihre besorgte Miene hinfort und setzte ihr glücklichstes Lächeln auf. Mit der Freude in den Beinen, dem Mob der Stadt entkommen zu sein und mit Dantras Erklärung im Geiste, wo sie sich einzufinden hatte, marschierte sie strammen Schrittes dem Hang hinauf. Dort hin, wo der Wiesselbach aus dem Kampen trat.


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