Lesezeichen am Stück Nummer 4
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Zwei bis drei Tage vor der ersten Seite

„Hör auf mit deinem Gekrächze!“ Wütend war E´Cellbra von dem faustdicken Buch „Hexengebräu für die Rettung, fast tote Gewächse, Tiere und Halbmenschen“ aufgefahren. Die alten Runen hatten sich vor ihren Augen zu einem wirren Geflecht verheddert, da sie nur auf die Papyrusseiten starrte um besser nachdenken zu können. „Du hast doch gar keine ehrlichen Bedenken. Aber Neid und Eifersucht sind keine Tugenden von Befürworter der weisen Seele. Lass dir das gesagt sein. Und wenn du mir dienst, stehst du in gleichen Maßen wie ich, für die Werte der weißen Seele ein.“ Sie bestärkte ihre Worte gegenüber ihrem schwarz Gefiederten, mit einem strafenden Blick. „Also wenn du nicht mehr an Gegenargumenten aufbringen kannst, als dass ich Gefahr laufe in meinem hohen Alter doch noch auf dem Scheiterhaufen zu enden, dann schweig lieber und lass mich mit meinen Gedanken über eine akzeptable Entscheidung oder sehr dumme Entscheidung alleine.“

Unruhig ging sie in ihrer Stube auf und ab. Dabei blieb sie mehrmals stehen und sah irgendein Gegenstand an, als wollte sie ihn auf seine Unversehrtheit prüfen, schenkte ihm aber in Wirklichkeit keinerlei Beachtung. „Warum hat er ihm nur von mir erzählt?“, fragte sie einen aus Marmor gefertigten Mörser, deren Schale ein Sprung von links nach rechts die Unversehrtheit nahm. „Und wieso hat der dann auch noch den Mut hier her zu kommen?“ Sie fuhr herum und ihr harter Blick viel zurück auf den Raben. „Flieg los und versuch den Jungen ausfindig zu machen“ trug sie ihm auf. „Ich denke, es ist besser, ich wende mich an ihn. So wie die Farblosen schon vor vielen Jahren den Mädchen die Gabe des Lesens verweigert haben, so werden sie es sicher auch noch heute praktizieren. Ihr eine Nachricht zu schicken macht daher kaum Sinn.“

Sie öffnete das Fenster und trieb ihren gefiederten Gefährten an. „Na los. Wer weiß, auf wieviel Fensterbänken du landen musst, bist du einen Jungen gefunden hast, auf dem die Beschreibung des alten Mannes passt.“ Mit einem letzten protestierenden Schrei erhob er sich in die Luft und ließ die letzten Krümmel Brot unaufgepickt zurück. „Ich werde mir desweilen überlegen, mit welchen Worten ich ihm sagen kann, was es zu sagen gibt, ohne zu viel von mir Preis zu geben, falls jemand anderem die Nachricht in die Hände fällt“.


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